Wer zur Physiotherapie geht, hat meist ein dringendes Problem durch Schmerzen und Funktionseinschränkungen im Alltag. Daher können viele Menschen kaum abwarten, bis die Therapie startet und sind häufig enttäuscht, wenn die erste Therapiesitzung nur Fragen und Tests beinhaltet. Doch gerade diese Sitzung ist ganz zentral für den gesamten Verlauf der Therapie. Wieso blind lostherapieren gefährlich sein kann und die vielen Test notwendig sind für eine gute Therapie, erklären wir Euch hier.
Diese Tests können die folgenden Funktionen haben:
Erstens, ist die Identifizierung der Quelle des Problems das Hauptziel. Hierbei werden Provokationstests für verschiedene Strukturen gewählt, welche anhand der Aussagen des Patients als Schmerzquelle in Frage kommen. Diese Test bringen zum Beispiel eine Sehne auf Spannung oder einen Muskel auf Zug. Löst ein Test die Schmerzen des Patienten aus, lässt sich so auf die Verletzung rückschliessen. So kann der Grund für die Schmerzen untersucht werden, und die Behandlung entsprechend geplant werden.
Zweitens benötigt man Tests um den Momentanzustand zu messen. Zu diesen Tests gehört zum Beispiel die Beweglichkeit eines Gelenkes, Umfang einer Schwellung oder die Kraft eines bestimmten Muskels. Auch Messungen der Gehdistanz bis der Schmerz auftritt oder Zeit für eine bestimmte Strecke können über die momentanen Einschränkungen Auskunft geben. Diese Test beurteilen meist objektive Kriterien, welche klar definiert sind, zum Beispiel durch den Winkelgrad oder Anzahl Punkte oder Zentimeter. Häufig gibt es aber auch Tests, welche eher subjektiv sind. Dies sind meist Fragen, welche der Patient nach seiner eigenen Einschätzung beantworten kann. Der bekannteste Test dazu ist, die Schmerzstärke auf einer Skala von Null bis Zehn. Dies ist häufig auch sehr aufschlussreich über die Wahrnehmung des Patienten seines Problems.
Diese Tests beeinflussen einerseits die Wahl der Therapietechniken, andererseits können sie zur Erfolgskontrolle in der Therapie verwendet werden. Zeigt sich, zum Beispiel, nach einigen Sitzungen, dass die Schmerzstärke gesunken ist, oder die Gelenksbeweglichkeit verbessert ist, hat man ein klares Zeichen, dass man auf dem richtigen Weg ist. Auch wenn eventuell das gewünschte Endziel des Patienten noch nicht erreicht ist.
Drittens haben die Testungen ein äusserst wichtiges Ziel: das Herausfiltern sogenannter «red flags». Zeichen, welche auf eine schwerwiegende Erkrankung oder Problematik hindeuten und weitere medizinische Abklärungen erfordern. So können das Fehlen von Reflexen bei ausstrahlenden Beschwerden im Bein darauf deuten, das der Nerv extrem geschädigt ist und abgeklärt werden muss, ob eine operative Intervention notwendig ist. Oder Anzeichen für eine bisher übersehene Fraktur sollten vor Beginn der Therapie unbedingt abgeklärt werden. Bei diesen Tests versucht man gefährliche Probleme, welche selten sind aber doch manchmal zunächst unerkannt bleiben, auszuschliessen. Sind diese Test negativ, kann davon ausgegangen werden, dass nichts gefährliches die Schmerzen verursacht. Sind hingegen diese Tests positiv, heisst das nicht, dass es etwas schwerwiegenden sein muss, aber aus Sicherheitsgründen, ist eine Abklärung ratsam. Wird eine schwerwiegende Problematik wie eine Wirbelfraktur, zum Beispiel, übersehen, kann dies negative Folgen haben für den Patienten. Daher ist blindlings lostherapieren selten eine gute Idee.
Das letzte Ziel ist das Screening. Hierunter können Tests fallen, welche einerseits der Einschätzung von Risiken dienen. Ein Beispiel ist die Sturzgefährdung anhand von spezifischen Gleichgewichts- und Gehfähigkeitstests. Oder Tests zum Ermessen des Risikos, beim Wiedereinstieg in den Sport, eine erneute Verletzung zu erleiden. Aber Screeningtests im Sinne von Fragebögen können auch relevante Faktoren herausfiltern, welche eine schnelle Genesung beeinflussen können. Hierunter zählen Faktoren wie übermässige Angst vor Bewegung und Schmerz, Vermeidungsstrategien oder negative Einstellung bezüglich des Therapieerfolgs oder andere Faktoren, welche einer Genesung im Weg stehen. Statistiken sagen, zum Beispiel, dass Menschen, welche am Arbeitsplatz unglücklich oder sehr gestresst sind, länger krankgeschrieben sind oder später genesen. Oder Menschen, welche ihr gesundheitliches Problem optimistisch betrachten, schneller einen Therapieerfolg erleben.
Zusammenfassend sind Tests und Evaluierungen in der Physiotherapie unverzichtbar für die korrekte Wahl der Techniken, sowie die Wahl der Intensität der Techniken und bestimmen daher den Therapieerfolg mit.
Auch wir vom radiuszwei physiotherapie & pilates setzen uns mit Tests und Fragen dafür ein, Eurem Problem auf die Wurzeln zu gehen, um anschliessend die richtige Therapie für Euch zu wählen.
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